Mean Creek (USA 2004)
MEAN CREEK soll hier für eine Entwicklung im amerikanischen Kino stehen, die ganz bemerkenswert ist, bringt die Independentfilm-Szene doch in den letzten Jahren eine Perle nach der anderen heraus. Erstaunlich ist, dass es gleich mehrere herausragende Filme gab, die sich mit dem Thema Gewalt unter Jugendlichen und in Familien beschäftigen. Am meistens Aufmerksamkeit erhielt sicher vor einigen Jahren Gus van Sants ELEPHANT. Doch in dessen Dunstkreis entstanden im Gegensatz zu ELEPHANT (2003) drei sehr viel intensivere als der letztendlich doch sehr brave Film über den Amoklauf in einer amerikanischen High School.
BULLY (2001) von dem KIDS-Regisseur Larry Clark ist einer dieser Filme. Weniger voyeuristisch und spekulativ als KIDS (1995) oder auch KEN PARK (2002) ist BULLY eine wahre dramatische Meisterleistung. Man fühlt mit den jugendlichen Protagonisten mit, die gedemütigt von einem ihrer Freunden, beschließen ihn umzubringen. Wie Demütigungen und Hoffnungslosigkeit zu Gewalt führen, wird hier in einer brillanten Studie vorgeführt.
Eine ähnliche Geschichte erzählt eben MEAN CREEK. Wiederum beschließt eine Gruppe von Freunden einen Schulschläger für sein Verhalten zu bestrafen. Doch MEAN CREEK ist weniger brutal als BULLY, sondern sehr viel lyrischer - dabei aber genauso intensiv. Die Freunde nehmen ihr Opfer mit auf eine Bootstour durchs sommerliche Oregon. Bei Bildern von Fluss und Tierwelt vergisst man als Zuschauer häufig die Gefahr, die über der Fahrt hängt. Schönheit und Gewalt liegen hier eng beieinander und im Vergleich zu BULLY werden dem Opfer hier sehr viel mehr Sympathien entgegengebracht.
Der dritte Film, der sich einer ähnlichen Thematik widmet, ist der in Deutschland noch nicht im Kino gelaufene SHOTGUN STORIES (2007) von Jeff Nichols. Als ihr Vater stirbt geraten seine drei Söhne mit den Halbbrüdern von dessen neuer Familie in einen tödlichen Konflikt. Auch SHOTGUN STORIES beschäftigt sich mit der Entstehung von Gewalt in der amerikanischen Provinz. Authentische Darsteller und ein ernsthaftes Interesse an seinen Figuren machen auch SHOTGUN STORIES zu einer bemerkenswerten Independent-Produktion.
USA 2004
Regie: Jacob Aaron Estes
Buch: Jacob Aaron Estes